Eine Buchbesprechung: Kulturveränderung in Unternehmen Die verborgene Führungsdisziplin Autor: Klaus Eckrich, Verlag Franz Vahlen 2017

von: Lothar Franz

27/9/2019

Der Klappentext verspricht einen »analytisch gestützten und dennoch lebendigen Leitfaden, … (der) Hilfestellungen für Führungskräfte (bietet), die beabsichtigen, sich intensiv und kritisch mit den Möglichkeiten und Unwägbarkeiten der Kulturgestaltung auseinanderzusetzen. «
Diesem Anspruch wird der Autor jedoch nur bedingt gerecht. Sicher ist dieser Umstand auch der Komplexität des Themas geschuldet. Unwägbarkeiten sind halt unwägbar.

Seine Roadmap  zur Kulturveränderung umfasst die Bereiche:

  1. für Commitment sorgen
  2. die gelebte Kultur evaluieren
  3. den Kulturanspruch definieren
  4. die „Moments of Truth“ bestehen
  5. Führung, Fallstricke und Frustursachen

 

Das Fachbuch wendet sich ausdrücklich an »Seiteneinsteiger«, die »weder aus der Psychologie, Soziologie oder der Ethnologie kommen, sondern aus Fachrichtungen, die sich traditionell mit anderen Untersuchungsobjekten als dem Menschen beschäftigen.« Der Gewinn für diese Zielgruppe liegt in dem enormen alltagpraktischen Erfahrungsschatz des Autors. Er skizziert Modelle, beschreibt wichtige Grundhaltungen und kritisiert zurecht modische Irrläufer und potemkinsche Dörfer, die dem anspruchsvollen Thema nicht gerecht werden.

Der Verfasser bezieht sich u.a. auf Klassiker wie Schein, Hofstede, Trompenaars und Lewin. Er entwickelt seine Gedanken zum Thema unterlegt mit Zitaten von Führungskräften. Dies spricht den Leser sicher an, vor allem dann, wenn er vergleichbare Situationen mit entsprechenden (negativen) Kommentaren selber erlebt oder auch ertragen hat, sobald er sich dem diffus erscheinenden Kulturthema offensiv widmete.

Klare Grafiken verdeutlichen Zusammenhänge wie bspw. die einzelnen Phasen und verschiedenen Anspruchniveaus im Rahmen der Architektur zur Entwicklung einer dynamischen Kulturzielbildung. Mehrstufige Kulturanalysekonzepte mit ihren jeweiligen Risikoklassifizierungen veranschaulichen mögliche Zugänge zum Thema. Interessant ist auch die Argumentationshilfe »Unternehmenskultur als ultimativer Wettbewerbsvorteil« zur Festigung des »Imitationsschutzes«, zur Sicherung des eigenen Produktes (bzw. der eigenen Dienstleistung). Bekannte grundlegende Erkenntnisse zu den Entwicklungsbereichen Führung, Team, Change und Vertrauen werden skizziert.

Insbesondere die gewichtige Rolle von Führungskräften als Treiber kultureller Einflussnahme wird durchgehend betont und facettenreich geschildert. Jedoch in diesem Facettenreichtum liegt auch zugleich die Schwäche des Buches. Beispielsweise ist nicht ersichtlich warum Michael Schumacher als »begnadete Führungskraft« zitiert wird, die… »das Ferrari-Team(…) abseits der Rennstrecke professionell weiterentwickelte«, da er mit ihm nicht »in der Art mancher Unternehmensmanager umgegangen ist.« Was er anders machte wird hier nicht ausgeführt.

Die zum Teil anekdotenhaften Schilderungen und ergänzenden Erläuterungen defokussieren den Leser. Das ist insofern bedauerlich, als das was der Autor schreibt hilfreiche Erfahrungswerte und Orientierungshilfen sein könnten. Jedoch die Menge und die Zusammenstellung der Inhalte bergen die Gefahr, dass der Leser den Überblick verliert. Die über 400 Seiten des Buchinhaltes enthalten sehr viel Richtiges. Sie laden zum Nachdenken ein, es finden sich aber auch Redundanzen.
Eine kürzere Fassung wäre interessanter gewesen oder um es mit Goethe zu sagen: »Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich kürzer geschrieben.«

Erschienen in: OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2019

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